Archive

Das Weihnachtsdorf

Das Weihnachtsdorf

Gelesen am 16. Dezember 2016 im Hagener Bierstein in Ahrensburg

 

Bevor wir uns hier am Hagen angesiedelt haben, lebten wir in einem beschaulichen Dorf in Schleswig-Holstein, dessen Namen sie vielleicht erraten werden, wenn ich Ihnen mehr von diesem erzählt habe.

Obwohl wir uns dort sehr wohlgefühlt haben, sind wir weggezogen. Uns fehlten gewisse Annehmlichkeiten, die wir hofften, in der Stadt Ahrensburg zu finden. Außerdem gefiel uns die Nähe zu Hamburg und dem Naturschutzgebiet.

Nicht verschweigen will ich, dass uns auch der ländliche Charme des Hagen mit seiner Vergangenheit ansprach. Vor mehr als 13 Tausend Jahren haben hier schon Menschen gelebt.

Die heutige Siedlung Am Hagen ist natürlich deutlich jünger. Der Braune Hirsch und der Bahnübergang sind, wie die ersten richtigen Häuser, erst viel später entstanden. Ob die Hagener die damaligen Rentierjäger als ihre Vorfahren betrachten, bleibt ihnen selbst überlassen.

Heute will ich aber nicht die Geschichte vom Hagen erzählen, die sie möglicherweise alle besser kennen, sondern von unserem Dorf, dem wir uns noch immer sehr verbunden fühlen.

Unser Dorf war nicht so alt, aber dennoch ein ganz besonderer Ort. Es war nicht groß, es gab größere Gemeinden. Es war auch nicht klein, es gab kleinere Orte in unserem Kreis.

Unser Dorf war – das kann ich mit Überzeugung sagen – das schönste im ganzen Land – und es besaß einen besonderen Ruf – man nannte es das Weihnachtsdorf.

Zugegeben, unser Dorf hatte kein Schloss und auch kein Einkaufszentrum. Unser Rathaus war im Vergleich zu den städtischen Verwaltungsburgen im Land klein und auch nicht denkmalsgeschützt. Wir hatten auch keinen richtigen Marktplatz, sodass wir uns über dessen Ausgestaltung nicht den Kopf zerbrechen mussten.

Die Dorfmitte war ein freier Platz, auf dem man sich traf, verweilte und sich über den neuesten Klatsch und Tratsch informierte, sofern man nichts Wichtigeres zu tun hatte.

Natürlich gab es auch eine richtige Schule mit einer Turnhalle, eine aktive Kirchengemeinde mit einem sehr gemischten Chor und eine freiwillige Feuerwehr, die für das alljährliche Osterfeuer zuständig war.

Regiert wurde unsere Dorfgemeinschaft offiziell von einem Gemeinderat, in Wirklichkeit aber von unserem tüchtigen Bürgermeister.

Und darin, so meine ich, unterschieden wir uns von vielen anderen Gemeinden und Städten unseres Kreises. Unser Bürgermeister stammte selbst aus dem Dorf und war noch ein richtiges Mannsbild, mit vielen Talenten und mit allen Wassern gewaschen. Er wusste, was für seine Bürger gut und wichtig war und was sie partout nicht mochten.

Dass er etwas eitel war und sich gern in der Zeitung abgebildet sah, konnte man ihm nicht ankreiden, da seine Kollegen anderswo es ähnlich hielten.

Die Sitzungen des Gemeinderates dauerten meist nicht lange und endeten immer in der Dorfschänke, wo die wirklichen Themen besprochen und die nächsten Feierlichkeiten vorbereitet wurden.

Unser Dorf war dafür bekannt, dass es gern und ausgiebig feierte. Jeder Anlass war willkommen und wurde in großer Runde begangen. Ob Fasching oder Tanz in den Mai – beide Ereignisse hatten häufig Folgen, die meist nach neun Monaten sichtbar wurden. Das Erntedankfest war eine totale Lustbarkeit. Unser Dorf hatte damals die beste Kinderquote im ganzen Land.

Absoluter Höhepunkt war die Weihnachtszeit, die wir wie eine eigene Jahreszeit begingen.  Die Feierlichkeiten begannen weit vor dem Ersten Advent. Die Dorfbewohner putzten ihre Häuser und Straßen heraus. Weihnachtsgirlanden, Lichterketten und Tannenbäume, schmückten die Gärten und Geschäfte, die sich auf das totale Weihnachtsgeschäft eingestellt hatten.

Und sobald auf dem Dorfplatz der Weihnachtsbaum in seiner ganzen Pracht strahlte, war der Weihnachtsmarkt offiziell eröffnet. Es war Tradition, dass dem Bürgermeister als Weihnachtsmann verkleidet, das erste Glas Glühwein zustand. Natürlich blieb es nicht sein Einziges.

Selbst aus den umliegenden Gemeinden, der fernen Kreisstadt und sogar aus unserer Landeshauptstadt, kamen die Gäste. Im Laufe der Jahre hatte es sich herumgesprochen, dass nur in unserem Dorf richtig Weihnachten gefeiert wird und dass unser Glühwein nach dem fünften oder sechsten Becher ganz besonders schmecken würde.

Nur der Pastor und unser Dorfpolizist mussten sich beim Glühwein zurückhalten, was ihnen schwerfiel. Sie achteten darauf, dass es trotz der ausgelassenen Stimmung gesittet zuging.

Man kann sagen, unser Weihnachtsmarkt wurde im Laufe der Jahre zu einer festen Einrichtung in unserer Gegend und daran hätte sich auch nichts geändert, wenn nicht eines Tages unser umtriebiger Bürgermeister die Dorfgemeinschaft mit einer ungewöhnlichen Idee überrascht hätte.

Er war nämlich der Meinung, dass wir uns nicht mit dem üblichen Weihnachtsmarkt begnügen sollten, da inzwischen überall in den Dörfern und Städten die Glühweinbuden wie Pilze aus dem Boden schossen.  Er wollte dem Fest einen neuen, kulturellen Höhepunkt geben.

Dieser Anregung wurde nicht widersprochen, zumal sie vom Bürgermeister höchst persönlich stammte und auch Dörfler nichts gegen Kultur haben sollten.

Erst als er mitteilte, dass er für das bevorstehende Fest ein richtiges Weihnachtsstück schreiben werde, wurden wir nachdenklich.

Manche sorgten sich um das Ansehen der Gemeinde, andere fürchteten, dass der Bürgermeister größenwahnsinnig werden könnte. Wir kannten seine Begabungen und schätzten ihn im Großen und Ganzen als tüchtigen Bürgermeister, wir konnten uns aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass er auch über schriftstellerische Fähigkeiten verfügt.

Ein Drehbuch für eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben ist schon etwas Besonderes.

Der Bürgermeister ließ aber erst gar keine Zweifel aufkommen und versicherte, dass man sich keine Sorgen machen müsse. Was andere können, kann er als Bürgermeister schon lange.

Er würde ein Stück schreiben, von dem selbst die Kulturredakteure der Zeitungen beeindruckt sein würden.

Damit gab man sich im Dorf zufrieden. Einige von uns rechneten damit, dass er schon bald das Handtuch werfen würde und sich damit die Sache erledigt hätte.

Die hatten sich allerdings verschätzt. Unser Bürgermeister dachte nicht daran, das Handtuch zu werfen und klein beizugeben. Das passte nicht zu ihm. Auch als die Zeitungen über den „Dorfpoeten“ und „Bauerndichter“ berichteten, ließ er sich nicht beirren. Er war fest entschlossen, aus der biblischen Weihnachtsgeschichte ein richtiges Theaterstück  und unser Dorf damit berühmt zu machen.

Ab sofort sah man ihn immer seltener in der Öffentlichkeit oder im Amt. In der Dorfschänke blieb der für ihn reservierte Platz oft leer. Und wenn er mal aufkreuzte, weil er sich inspirieren lassen wollte, wirkte er nachdenklich und geistesabwesend.

Der Wirt gab dann den anderen Gästen zu verstehen, sich angemessen zu verhalten, damit sich der Bürgermeister auf das Dichten konzentrieren könne.

Seine Frau litt unter den anspruchsvollen Ambitionen ihres Mannes, zumal sie ihn nur noch selten sah.

Eines Tages sprach sie ihn darauf an, weshalb er sich nachmittags so häufig in der Schulbibliothek aufhalte. Umständlich erklärte er, sich mit der jungen Lehrerin beraten zu müssen, die schließlich, so stellte er es sich vor, die Rolle der Heiligen Maria spielen sollte. Dass die Lehrerin in Wirklichkeit ihm beim Dichten half, wollte er nicht zugeben.

Seine Frau fand das gar nicht gut. Die junge Lehrerin war eine auffallende Erscheinung, die sich auch nicht genierte, ihre naturgegebenen Reize zur Geltung zu bringen. Dass gerade sie die schlichte Maria spielen sollte, konnte sie sich nicht vorstellen. Sie war wohl die einzige Person im Dorf, die die Vorweihnachtszeit nicht so unbeschwert genießen konnte.

Als unser Bürgermeister meinte, sein Stück fertig zu haben, rief er den Kulturkreis der Gemeinde zusammen, um ihn über seine Weihnachtsgeschichte zu informieren und um die Rollenverteilung zu besprechen.

Die Mitglieder des Kulturkreises, die anfänglich große Bedenken hatten, waren angenehm überrascht, was er ihnen vortrug und sparten nicht mit Komplimenten.

Sie erklärten sich ausnahmslos bereit, ihn zu unterstützen und waren auch willig, Rollen zu übernehmen.

Dass der Hauptmann der Dorffeuerwehr den Josef spielen sollte, fand allgemeine Zustimmung.

Bei der Lehrerin, die er für die schwangere Maria vorgesehen hatte, kamen einigen Frauen Bedenken, die der Bürgermeister kurzerhand beiseite wischte. Die anderen Rollen waren schnell besetzt. Und wer keine abbekam, durfte Schafhirte spielen. Am Ende gab es mehr Hirten als Schafe.

Unsicher war man sich, ob, wie in der biblischen Geschichte, ein echter Esel mitspielen sollte.

Über diese Frage wurde lang und breit diskutiert, zumal man im Dorf keinen echten Esel hatte.

Die einen meinten, dass der Esel nicht so wichtig wäre und man auf ihn verzichten könne. Andere meinten, dass gerade der Esel der Geschichte einen realistischen Bezug vermitteln würde.

Zu den Befürwortern zählten auch die beiden Ortsvorsitzenden der Parteien im Gemeinderat, die ebenfalls tragende Rollen übernommen hatten. Sie hielten den Esel für absolut wichtig und sicherten dem Bürgermeister zu, eine Rundfrage bei den Mitgliedern zu starten, wer ihnen einen echten Esel für das Weihnachtstheaterstück ausleihen könne.

Nachdem alles besprochen war, begannen die Proben im Saal der Gastwirtschaft. Anfänglich verliefen sie eher schwierig, weil einige Akteure sich mit ihrer Rolle schwertaten. Die einen vergaßen immer wieder ihre Texte, die anderen meinten, die kleinen, von ihnen vorgenommenen Korrekturen würden bereichernd wirken.

Der Bürgermeister akzeptierte die Textverbesserungen, ihn besorgte mehr

der junge Hauptmann der Feuerwehr, der wiederholt Amok lief. Er hatte sich leidenschaftlich in Maria, die junge Lehrerin verliebt. Dass sich ihr äußerer Zustand im Laufe der Proben sichtbar veränderte, fiel ihm zwar auf, er deutete es aber so, dass dies der Rolle als schwangere Maria geschuldet sei.

Auf den Esel mussten sie bei den Proben verzichten, da sein Halter ihn erst zur Generalprobe vorbeibringen wollte. Auf jeden Fall – so versicherte er – werde ein echter Esel mitwirken.

Und dann war es endlich so weit. Alles war für die Generalprobe vorbereitet. Die Kulissen waren gemalt, die Kostüme genäht und ein Stall aus Brettern und Baumstämmen errichtet worden, in welchem eine Krippe stand.

Anfangs lief alles recht gut, sieht man einmal davon ab, dass der Doktor vor Aufregung plötzlich erkrankte und der Pastor als Souffleur einspringen musste.

Zur allseitigen Freude der Beteiligten war der Esel pünktlich eingetroffen. Da er die schwangere Maria tragen sollte, musste Josef ihr beim Aufsitzen behilflich sein.

Offensichtlich hatte er dabei Maria etwas zu beherzt angefasst. Ein kurzer Schrei und ein „Pass doch auf“!, hatten den trägen Esel erschreckt. Er machte einen Sprung und seine Hinterbeine flogen in die Luft. Niemand hätte diesem Tier eine so temperamentvolle Äußerung zugetraut. Josef konnte seine Maria gerade noch auffangen.

Für einen kleinen Moment war es auf der Bühne mucksmäuschenstill. Selbst der Pastor in seinem Souffleurkasten reckte sprachlos seinen kahlen Kopf heraus.

Da trat, souverän wie immer, die Vorsitzende der Seniorengruppe vor, die zugleich die Hebamme in unserem Dorf war.

So, so“, sagte sie bedächtig, „unsere Maria spielt ihre Rolle ganz echt. Vielleicht wird es sogar ein richtiges Christkindl.

Beruhigend tätschelte sie Marias Hand.

Alle Augen waren auf Maria, die Lehrerin gerichtet, die schützend ihre Hände vor ihren Bauch hielt.

Auch der Bürgermeister hatte mittlerweile seine Sprache wiedergefunden.

Stimmt das?“, fragte er. Die Lehrerin nickte schwach und sah dabei den Feuerwehrhauptmann an. Der stand noch immer verdattert da. Ihm fehlten die Worte.

Wir sollten für heute Schluss machen“, schlug die Seniorenfrau vor. Sie wusste, dass sie bald als Hebamme gefordert sein würde.

„Immerhin müssen wir morgen alle fit sein und unsere werdende Mutter sollte sich schonen, damit sie noch einmal die Rolle spielen kann.“

Alle stimmten ihr zu.

Ich kann mich kurzfassen:

Die Aufführung am Heiligabend war ein voller Erfolg. Schon mittags waren alle Plätze im Saal und in der angrenzenden Gaststube besetzt. Alle Akteure waren hochmotiviert.

Nur der Esel bereitete Probleme. Er war einfach nicht so viele Zuschauer gewöhnt. Als sein Auftritt kam, bockte er, stellte sich quer und zeigte sich uneinsichtig. Josef versuchte noch immer mit guten Worten das Tier anzutreiben, doch der Esel blieb störrisch und schüttelte den Kopf hin und her, wie das Esel ebenso machen und glotzte die Zuschauer an.

Auch die Lockrufe des Pastors aus dem Souffleurkasten beeindruckten ihn nicht. Erst als Maria ihm den Hals tätschelte und etwas ins Ohr flüsterte, war er bereit sich zu bewegen.

Vorsichtig hob Josef Maria auf den Rücken des Esels. Dann zogen sie zwei volle Runden über die Bühne zum Stall nach Bethlehem. Die Zuschauer applaudierten kräftig und der Esel revanchierte sich mit einem kräftigen IA-IA.

Als die Aufführung seinem Ende zuging war es offensichtlich, dass es bei Maria bald soweit sein würde und alle Zeugen eines menschlichen Wunders werden.

Den stürmischen Schlussapplaus konnte Maria nicht mehr auf der Bühne miterleben. Die Hebamme hatte sie in das vorbereitete Nebenzimmer geführt und ihres Amtes gewaltet.

Nachdem der Applaus im Saal verklungen war, hörten die Zuschauer einen kräftigen Baby-Schrei, der sogar den Esel erschreckte.

Der Pastor, der inzwischen aus seinem Souffleur-Kasten gekrabbelt war, hatte das Bedürfnis, auch einen Beitrag zu leisten. Kraftvoll stimmte er das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ an. Immer mehr Stimmen setzten ein und bald füllte die weihnächtliche Weise den ganzen Raum.

Sie können sich sicherlich vorstellen, was anschließend an diesem Heiligabend in unserem Dorf los war.

 

 

 

 

KROATIEN – Reisebericht

Reisen mit dem UNION Reiseteam aus Ahrensburg beginnen nicht selten mit Überraschungen. G. S. als Reisebegleiter war eine angenehme Überraschung, die Abfahrtzeit mitten in der Nacht war dagegen eine echte Herausforderung:3.15 Uhr an einem Sonntag-morgen ist absolut unchristlich. Proteste nutzten nichts, sie blieben ungehört. 
Die Stammkunden der Reise-Union – und das war der Großteil – kannten bereits die Auftaktzeremonie: Die einen saßen bereits im Bus zum Airport, wir Ahrensburger wurden zugeladen. Der Rest der Gruppe wurde in der Umgebung eingesammelt.
Der Reisebegleiter zeigte sich auf dem Hamburger Flughafen sichtlich beglückt, als er die 34 Männer und Frauen um sich versammelt hatte.

Der Flug selbst verlief, Gott sei Dank, unspektakulär solange wir über den Wolken waren. Als wir uns dem Flugziel Dubrovnik näherten, kam die nächste Überraschung: Wir konnten nicht landen, weil über Dalmatien ein extremes Unwetter tobte.
Der Pilot gab sich souverän und versicherte, dass er reichlich Kerosin getankt habe und kein Grund zur Besorgnis bestände.
So drehte unser Flieger Schleife um Schleife über den Wolken, während wir geduldig und angeschnallt auf besseres Wetter unter den Wolken hofften.
Ich kann’s abkürzen – wir landeten irgendwann dann doch noch glücklich in einem überschwemmten Land. So Mancher fragte sich, ob das Unwetter, das selbst die Einheimischen erschreckt hatte, ein Omen sei.

Das Hotel Croatia, an einem Berghang in Cavtat gelegen und in sozialistischer Vorzeit errichtet, beeindruckte durch seine protzige Großflächigkeit. Man konnte sich in dem unübersichtlichen Bau tatsächlich verlaufen. Der Service und das Essen stimmten, man war sehr bemüht, den fünf Sternen gerecht zu werden.

Eigentlich hätten wir mit dem Anreisetag durchaus zufrieden sein können, wenn wir nach dem Abendessen nicht das Ergebnis der Ahrensburger Bürgermeisterwahl erfahren und danach auch noch das Fußballspiel der deutschen Mannschaft in Leipzig hätten ertragen müssen.
Was soll’s – sagten wir uns und hofften, dass uns weitere Überraschungen auf der Reise erspart bleiben.

Das Besichtigungsprogramm hatte Terramundi gut organisiert. Die Ausflüge konzentrierten sich auf den Süden Kroatiens und auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in den benachbarten Balkanländern Montenegro und Bosnien Herzegowina.

Am Montag starteten wir bei sonnigem Wetter nach Dubrovnik, der „Perle Dalmatiens“. Obwohl die Saison offiziell gelaufen war, war die historische Altstadt voll von Besuchern aus allen Herren Ländern, vor allem aus dem fernen Asien. Wir waren gut beraten, uns an unsere Reiseführerin zu halten, deren Erklärungen durch die monotone Stimme und ihre grammatikalischen Besonderheiten eine gute Kombinationsgabe und Duldsamkeit erforderten. Ihr Regenschirm als Erkennungszeichen war nicht zu übersehen.
Auf eine Aufzählung der besuchten Stätten kann ich in diesem Rahmen wohl verzichten, sie werden allen Besuchern unvergesslich bleiben. Beeindruckend waren die beiden liebevoll gepflegten Klosteranlagen, die schmalen Seitengassen der Altstadt und die historische Festungsmauer.
Wer nach dem offiziellen Rundgang noch gut zu Fuß war und 500 Stufen nicht fürchtete, machte den Rundgang auf der Mauer, die mit 1,8 km das gesamte Areal der Altstadt umgibt.
Der Gang hatte sich gelohnt, die Aussicht auf das Meer und die verwinkelte Stadtanlage war beeindruckend. Ein paar Aufnahmen sind beim Umrunden der Altstadt entstanden.
Die Rückfahrt zu unserem Hotel in Cavtat auf einem kleinen Boot bildete einen schönen Tagesabschluss.

Nachdem wir Dubrovnik im Schnelldurchgang abgearbeitet hatten, fuhren wir am Dienstag entlang der kroatischen Küste zur  Halbinsel Peljesac, besichtigten dort die mehr als fünf Kilometer  lange Festungsmauer in der Stadt Ston, bevor wir von der Hafenstadt Orebic auf die Insel Korcula übersetzten.
Das kleine Bilderbuchstädtchen gleichen Namens hat uns gefallen. Seine Lage, sein mildes und sonniges Klima weckten schon vor  vielen Jahrhunderten Begehrlichkeiten bei Eroberern und Piraten.
Wir waren in guter Absicht gekommen, durchstreiften die engen Gassen und suchten nach den Spuren von Marco Polo, der auf der Insel geboren sein soll.
Vor dem historischen Festungsturm machten wir die obligatorischen Gruppenbilder, bevor wir auf einem altersschwachen Kahn die Rückfahrt antraten.

Da der Veranstalter meinte, wir würden Dalmatien nun einigermaßen kennen, besuchten wir am Mittwoch den benachbarten Ministaat Montenegro.
Auch wenn das kleine Land arm wirkt, ist seine Landschaft sehr reizvoll. Die Rundfahrt um die fjordartige Bucht, von steilen Berghängen gesäumt, faszinierte.
Eine Fähre brachte uns auf die von heimkehrenden Seefahrern künstlich errichtete Kircheninsel Gospa od Skrepjela.
Nur schade, dass sich gleichzeitig so viele Besucher auf der kleinen Insel tummelten. Die sehr qualifizierte Führung durch die reizvolle Kirche und das angrenzende Museum entschädigten uns für das lange Warten.

Mit der Rückfahrt von Montenegro endeten fürs Erste die Sonnentage. Regen war für die nächsten beiden Tage angesagt.  Wir, die wir trotzdem den Ort Mosta mit seiner berühmten Brücke besuchen wollten, ließen uns von der Wetterprognose nicht beeindrucken. Auch dass wir mehrere Male die Grenzen zwischen Bosnien Herzegowina und Kroation überqueren mussten, nahmen  wir hin. Den Pass hatten wir griffbereit! Dass das Wetter mit seinen sintflutartigen Niederschlägen den Tag prägte, muss hier erwähnt werden.
Mosta war schon als wir ankamen so gut wie überschwemmt. Der Fluss Neretva war breit und wild, der Wasserstand um das   Doppelte angewachsen. Entwurzelte Baumstämme, Baumaterial und Teile von einem ehemaligen Steg wirbelten unter der Brücke hindurch.
Während sich unsere Gruppe in ein Restaurant verzog, suchten meine Frau und ich einen Platz, um ein paar Aufnahmen von der Brücke machen zu können. Großartig, wie sie den Regenschirm schützend über uns und meine Kamera hielt.
Nicht ganz zufrieden mit meiner fotografischen Ausbeute, traten   wir, nach einer Pause im Trockenen, noch immer durchnässt zusammen mit den Anderen den Rückzug durch die Wassermassen zu unserem Bus an.

Der Freitag sollte ein harmonischer Abschlusstag werden und uns von den nassen Strapazen des Vortages entschädigen. Leider behielt auch an diesem Tag der Wetterbericht recht: Die Sintflut war noch nicht zu ende.
Lange wurde diskutiert, sollte man überhaupt zu den geplanten Unternehmungen starten. Letztlich wurde entschieden, wenigstens das in einem abgelegenen Waldrestaurant vorbestellte rustikale Mittagessen nicht ausfallen zu lassen.
Auch wenn der Wettergott sich nicht gnädig zeigte, hatte sich der Ausflug gelohnt. Das Essen war typisch für die Region. Und wir Fotografen konnten spannende Aufnahmen von den Wassermassen rund um die Wassermühle machen.

Der Samstag versöhnte uns mit spätsommerlichem Sonnenschein und gab uns Gelegenheit, sich von diesem interessanten Land zu verabschieden.
Manche besuchten nochmals Dubrovnik, Andere umwanderten die beiden angrenzenden Halbinseln und versuchten ihre letzten Kunas in Souvenirs zu tauschen.
Eine zufriedene Stimmung lag über der Reisegruppe, als wir am Samstagabend zum letzten Mal im großen Speisesaal zusammen saßen und das Abschiedsessen genossen.

Der Rückflug verlief – das sei ordnungsgemäß erwähnt – planmäßig.
Die Reise kann ich Jedem empfehlen, der sich für dieses schöne Land und diese Region interessiert, die eine doch so tragische Vergangenheit hat und nun bemüht ist, eine friedliche Zukunft aufzubauen.

 

Auf den Spuren unserer Mönche

Eine Reise durch das südliche Polen

_wsb_426x641_5hpklosterkirchegrc3bcssauimg_8997

Ich will über eine Reise berichten, die ich kürzlich durch das südliche Polen gemacht habe. Früher nannte man diese Region Schlesien.  Hier haben meine Vorfahren gelebt und hier wurde ich geboren. Dennoch zögere ich, von meiner Heimat zu sprechen.

Ich habe lange gebraucht, bevor ich mich zu dieser Reise entschloss. Eigentlich glaubte ich, dass ich mich damit abgefunden hätte, dass das einstige Schlesien wie auch andere Gebiete im Osten nun nicht mehr zu Deutschland gehören und dass sie für  den Preis der deutschen Wiedervereinigung für immer aufgegeben wurden.
Dennoch beschäftigte mich in letzter Zeit – vermutlich altersbedingt – immer wieder der Wunsch, doch noch einmal das Land zu bereisen, das eine so wechselvolle Geschichte hatte und bei dessen Erschließung insbesondere die Zisterzienser Mönche aus unserem Kloster Pforta Herausragendes geleistet haben. Das machte mich neugierig!

In fast allen Büchern, die sich mit der Geschichte des ‚Deutschen Ostens’ beschäftigen, werden Sie – unsere schlichten Mönche – erwähnt und dafür gelobt, dass sie als ‚Rodungsspezialisten’ sehr willkommen waren, weil sie ihre Klöster mitten hinein in die Wildnis setzten, dabei die riesigen Waldgebiete kultivierten, Flüsse  bändigten und mit deutschen Siedlern deutsche Dörfer gründeten.
Wie beschwerlich das war, können wir uns heute kaum vorstellen.
Gustav Freytag hat in seinem Werk „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ farbig und lebensnah geschildert, wie sich die Besiedlung der Ostgebiete damals abgespielt hatte.
Die Bauern, Handwerker und Kaufleute versprachen sich bessere Chancen und einen schnellen Aufstieg auf neuem Boden.
Was versprachen sich aber unsere Mönche in dieser fremden und zum Teil unkultivierten Gegend? Warum wollten sie neue    Klöster gründen, obwohl ihre Anlage an der Saale noch längst nicht baulich fertig war und man sich in der näheren Umgebung  hätte reichlich betätigen können?
War es ihr ehrliches Bedürfnis, die slawischen Heiden von ihrer christlichen Religion zu überzeugen, oder sahen sie sich genötigt,  die Eroberungspolitik der Kirche und deutscher Feudalherren im Osten zu unterstützen?
Oder war es ihr eigenes Machtstreben, möglichst viele erfolgreiche Filitationen zu haben. Ihr Orden dominierte zu dieser Zeit in Europa und genoss großen Einfluss auf politische Entwicklungen.
Und das Kloster Pforta hatte sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten in kurzer Zeit hervorragend entwickelt und war zu einem wichtigen Faktor geworden. Seine Mönche waren geschätzt, sie mussten die Herrscher der Ländereien nicht um Einverständnis bitten, sie waren willkommen – man holte sie.
Boleslaus der Lange, der in Thüringen aufgewachsen war, hatte 1163, als er wieder in sein Land zurückkehren konnte, Zisterziensermönche aus Pforta mitgenommen und ihnen Leubus an der Oder als Klostersitz zugewiesen.
1175 erhielten sie von ihm den Stiftungsbrief, die offizielle Gründungsurkunde und die Erlaubnis, deutsche Bauern auf ihren Gütern anzusiedeln.
Ihr Start an der Oder war ähnlich beschwerlich wie seinerzeit der an der Saale. Auch glichen sich die ersten bescheidenen Bauten. Es dominierten die schlichten Kirchen mit ihren Flachdächern und die dürftigen Klausuren. Die prachtvollen Anlagen entstanden erst in späteren Jahrhunderten.

Zurück aber zu meiner Reise:
In Krakau, der einstigen Hauptstadt Polens, begann unsere Rundreise. Wir waren eine relativ kleine Gruppe. Außer mir waren die anderen Teilnehmer historisch unbelastet – also keine Heimatvertriebene.
Erst in den Hotels trafen wir auf echte ehemalige Schlesier, die das Land 1945 hatten verlassen müssen. Man erkannte sie an ihrem charakteristischen Tonfall, der mir zwar vertraut ist, den ich aber selbst nicht beherrsche.

Krakau und Breslau waren die Hauptstationen unserer Reise, das sagenumwobene Riesengebirge die Abrundung des Programms.
Dass Krakau beeindruckend ist, weiß man. Auf den Bildern 1-2-3 sieht man den Schlossberg auf dem Wawel, den historischen Hof der Universität und die Marienkirche inmitten der Altstadt mit dem Altar von Veit Stoß.

_wsb_431x287_2hpuniversitc3a4tkrakauimg_8762

Universität Krakau

_wsb_429x285_1hpkc3b6nigsschlossaufdemwawelimg_8720

Königsschloss Wawel

_wsb_431x287_3hpbreslauerrathausimg_9107

_wsb_428x284_4hpaulaleopoldinabreslauimg_9146

Die Aufnahmen zeigen das Breslauer Rathaus und die berühmte  Aula der Universität Leopoldina. Der Besuch von Breslau war für  mich besonders wichtig. Die Stadt war im Krieg fast vollständig zerstört worden und wurde sehr liebevoll von den neuen Bewohnern wieder aufgebaut.
Dennoch glaubte ich mich in einer deutschen Stadt zu befinden – ich fühlte mich irgendwie heimisch

Aber zurück zu unseren Mönchen:
Da Leubus nicht auf dem Programm stand, war ich auf das Kloster Grüssau sehr gespannt.
Wie ich schon sagte, gründeten unsere Mönche, die sich selbst erst 1137 an der Saale angesiedelt hatten, 1175 zwei Töchter-Klöster – nämlich Altzella in Sachsen und Leubus in Schlesien.
Wie man in der Schrift „Die Zisterzienser …“ von Petra Dorfmüller nachlesen kann, durfte ein Kloster eine Filiation gründen, wenn mindestens 60 Mönche in diesem lebten, und es in seiner inneren Struktur stabil genug war. Erst dann durfte der Konvent 12 Brüder mit ihrem neuen Abt zur Gründung eines neuen Klosters entsenden.
Wie sich das intern im Kloster Pforta abspielte, schildert der euch sicherlich bekannte Autor Johannes Derksen in seinem Buch „Im verschlossenen Garten“.
Nach den erfolgreichen Gründungen in Leubus und Altzella entsandte Pforta 1208 Mönche nach Dünamünde bei Riga im heutigern Lettland, gründete 1243 das Kloster Falkenau bei Dorpat und 1305 Padis bei Reval in Estland und übernahm als Tochter das Kloster Stolpe an der Ostsee, das 1153 als Benediktinerkloster gegründet worden war.

Unsere Mönche blieben aktiv und expansiv. Sie genossen hohes Ansehen, auch in der Ordensgemeinschaft. Man übertrug ihnen   nicht nur das Visitationsrecht über die eigenen Klostergründungen, sondern auch über deren Tochtergründungen und über weitere Zisterzienserklöster.

Kloster Leubus, zwischen Glogau und Breslau an der Oder gelegen, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zum Kulturzentrum Polens und zum größten sakralen Barockmonument in Europa. Wie sein Mutterkloster Pforta verfolgte auch Leubus einen expansiven Kurs:
1222 gründete man Mogila, 1227 Heinrichau, 1246 Kamenz und 1292 das Kloster Grüssau.
Die Geschichte vom Kloster Leubus verlief sehr wechselvoll. Seine Hochzeit erlebte es unter den Habsburgern, unter deren Herrschaft die prunkvollen barocken Bauten entstanden. Die Dimensionen müssen gigantisch gewesen sein, allein die Doppelturmfassade hat eine Länge von 223 Metern.
Dagegen wirkt unsere Klosteranlage mehr als bescheiden – eben zisterziensisch schlicht.
Der bauliche Zustand von Leubus soll heute renovierungsbedürftig sein. Ich kenne leider nur Bilder von der Anlage.
Tief beeindruckt war ich vom Kloster Grüssau, das im Ziedertal des Riesengebirges liegt und 1242 für Benediktinermönche aus Böhmen gegründet worden war.
1292 übernahmen Zisterziensermönche aus Heinrichau das Kloster. Auch seine Geschichte war sehr wechselvoll.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann Grüssaus goldenes  Zeitalter, welches bis zur Säkularisierung 1810 andauerte. 1919 kamen Prager Benediktiner-Mönche. Sie wurden1945 vertrieben. Zurzeit leben polnische Benediktinerinnen aus Lemberg in der Klausur.
Die Bilder 8 – 14 vermitteln einen Eindruck vom einstigen Wohlstand des Klosters und seinem heutigen Zustand.
Obwohl die ursprüngliche Marienkirche des Klosters schon repräsentativ war, ließ der damalige Abt sie 1728 abreißen und     eine noch prunkvollere barocke Kirche nach böhmischem Vorbild errichten. Und da diese nur für die Mönche bestimmt war, baute  man für die Laien eine eigene Kirche, die nur wenige Meter von der Klosterkirche entfernt liegt und in ihrer Ausgestaltung der Hauptkirche nur unwesentlich nachsteht.
Als ich auf das Klostergelände kam und vor der barocken Doppelturmfassade stand, beschlich mich ein eigenartiges Gefühl.  Die beiden Türme wirkten so unendlich mächtig. Ich musste in diesem Moment an die Westfassade unserer Klosterkirche denken und verglich sie in Gedanken.

_wsb_417x624_6hpaltargrc3bcssauimg_8980

Ich war überwältigt von dem überbordenden Schmuck im Innern  der Kirche. Nichts erinnerte mehr an die zisterziensische   Schlichtheit. Zu offensichtlich schien mir die Absicht dieser barocken Ausstattung, mit der die Überlegenheit des Katholizismus über den Protestantismus demonstriert werden sollte.

Der örtliche Reiseführer, ein sprachgewandter Mann, den man sich gut als Prior vorstellen konnte, erzählte mit strahlenden Augen von der glorreichen Zeit des Klosters und vom Wirken der Zisterzienser-Mönche in dieser Region. Nachdem er mehrfach die Mönche aus Pforta erwähnte, konnte ich nicht widerstehen und ließ durchblicken, dass ich aus Pforta komme.
Er sah mich erstaunt an, als wäre ich ein leibhaftiger Nachkomme dieser tüchtigen Ordensbrüder.
Vieles wollte er von mir wissen – und ich erzählte von unserer Pforte, von der Ursprünglichkeit und Bescheidenheit der Klosterkirche, in der es keinen Schmuck gab und gibt, vom Kreuzgang und der Klausur, in der Jungen und Mädchen heute leben und lernen.Er war ein aufmerksamer Zuhörer.

Ich musste auf unser Weiterfahrt unwillkürlich an unsere Mönche denken, die im Zuge der Reformation 1540 ihr Kloster verlassen mussten und bescheiden abgefunden worden waren, während für ihre östlichen Ordensbrüder jetzt eine glanzvolle Zeit begann, in der sie ihre Kirchen und Klausuren prunkvoll ausschmückten.
Dass sie sich dabei von den zisterziensischen Bau- und  Lebensregeln immer mehr entfernten schien sie nicht zu stören. Ein Zeuge dieses üppigen Prunks ist der Abtssessel vom Kloster Grüssau.
Das Klosterleben im Osten endete 1810 mit der Säkularisierung. Offensichtlich hatte die prunkvolle Ausgestaltung der    Klosteranlagen zu ihrem Ende beigetragen
Neben der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in Grüssau   beeindruckten uns weitere Kirchen. Sie waren in bestem Zustand, fast alle mit dem Papstbild geschmückt und spiegelten die ausgeprägte Gläubigkeit der Bevölkerung wider.
Nennen möchte ich die Wallfahrtskirche des Bernhardiner-Klosters   in Kalwaria (4), die Geburtskirche des ehemaligen Papst Johannes Paul II in Wadowice, die Friedenskirche in Schweidnitz (5), die schlichte Holzstabkirche Wang im Riesengebirge (15 + 16) und natürlich die Pauliner-Kirche in Tschenstochau (19 + 20) mit der Marienkapelle, in der das Gnadenbild der Schwarzen Madonna  verehrt wird.
Der Menschenandrang vor der Ikone aus dem 14. Jahrhundert war überwältigend und professionell inszeniert. Die Marienverehrung der Polen ist allgegenwärtig.
Wir besuchten auf dieser Rundreise aber nicht nur Kirchen und Klöster. Da Schlesien angeblich die Region mit der größten Schlösser-Dichte in Europa ist, sahen wir stattliche Herrenhäuser und Paläste … und das nicht gerade schlichte Haus des deutschen Dichters Gerhart Hauptmann in Agnetendorf (17 + 18). Hier schrieb er in der Abgeschiedenheit des Riesengebirges einige seiner beeindruckenden Dramen.

Zum Schluss: Es war eine gute und bereichernde Reise. Ich war dankbar, dass wir sie machen konnten.
Ob sie in mir Heimatgefühle geweckt hat, kann ich noch nicht sagen. Das ist, wie wir wohl alle in dieser Runde wissen, ein schwer mit Worten zu beschreibendes Empfinden.
Auf jeden Fall bin ich stolz auf meine Vorfahren, die einst dazu beigetragen haben, dieses fruchtbare und reizvolle Land zu kultivieren … und stolz auf unsere Mönche aus der Pforte, deren Verdienst meines Erachtens nicht ausreichend genug gewürdigt  wird. Was sie geleistet haben, ist eindrucksvoll.
Dass sie sich so unauffällig aus der Geschichte verabschieden mussten, berührt mich.

Leseprobe: Der Fluch der Schönheit

_wsb_422x594_Nofretete+Buchumschlag+Titelseite++f$C3$BCr+Hp

Im Buchhandel kaufen

Leseprobe

Kapitel 1

Rosenmontagsball 2010

Kommissar Ralf Rodigs Begeisterung, mit Nancy zum Rosenmontagsball der Naumburger Faschingsgesellschaft zu gehen, hielt sich in Grenzen.
„Das ist doch nichts für mich“, hatte er gesagt, als sie ihn in seiner Wohnung besuchte und mit zwei Eintrittskarten für den Ball vor seinem Gesicht herumwedelte.
„Na gut“, hatte sie schnippisch geantwortet, „wenn sich der Herr Kriminalhauptkommissar für derartige Vergnügungen zu alt fühlt, suche ich mir einen anderen Begleiter. Die Karten lass ich nicht verfallen.“
Ralf Rodig, Leiter des Kriminalkommissariats im Burgenlandkreis, hatte sich in den mehr als zwanzig Jahren, die er hier lebt, an die unbeschwerte Lebensart der Einheimischen gewöhnt. Für Veranstaltungen dieser Art hatte er aber wenig Verständnis.
Vor drei Jahren hatte er bei einer Vernissage im Naumburger Kunstverein Nancy Kaminsky kennengelernt, die grazile Malerin mit dem eigenwilligen roten Kurzhaarschnitt und den feenhaften Bewegungen. Ihre Erscheinung hatte ihn beeindruckt, ihre abstrakten Gemälde waren ihm jedoch bis heute fremd und  rätselhaft geblieben.
Dem Besuch des Faschingsballs hatte er dann notgedrungen zugestimmt, da auch gemeinsame Freunde zugesagt hatten, daran teilzunehmen.
Als Nancy ihn aber wissen ließ, dass auch sie, wie ihre Freundinnen, an dem Wettbewerb „Das Kostüm des Abends“ teilnehmen wolle, bereute er seinen Entschluss.
„Als was willst du gehen?“, fragte er neugierig.
„Als Nofretete“, sagte sie und streifte unbekümmert über ihren Kurzhaarschnitt.
„Sagtest du Nofretete?“
„Ja – als Nofretete! Was wundert dich?“
„Meinst du die ägyptische Königin?“
„Ja – die. Gibt es denn noch eine andere Nofretete?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein – ich kenne auch nur die eine.“ Er stellte sich vor, wie sie wohl als ägyptische Königin aussehen würde.
„Und – was denkst du?“, fragte sie und blickte ihn herausfordernd an.
„Nun ja“, murmelte er, „ich kenne eigentlich nur die Büste. Ich     kann mir nicht vorstellen, wie sie als ganze Frau ausgesehen hat.“
„Das weiß man schon“, entgegnete Nancy bestimmt. „Von Wandgemälden und Reliefs kennt man sie in ihrer verführerischen Pracht. Sie muss verdammt attraktiv gewesen sein.“
„Willst du auch diesen Hauch von Kleidung tragen?“, fragte er verlegen.
„Natürlich – wenn ich mich verkleide und an dem Wettbewerb teilnehme, will ich meine Chance auch nutzen“, erklärte sie. „Jenny wird als Uta, Silvia als Reglindis und Britta als die Gräfin Bechta gehen.“
„Die drei als Stifterfiguren vom Dom kann ich mir vorstellen, aber dich als Nofretete…?“ Er holte tief Luft, ging um sie herum und musterte sie von oben bis unten.
„Warum gerade als Nofretete?“, fragte er mit grüblerischem Gesichtsausdruck und zog sie an sich.
Nancy machte eine wirsche Körperbewegung und schob ihn zurück. „Weil ich sie schon seit meiner Jugendzeit bewundere.   Sie ist für mich die schönste Frau, höchstens unsere Uta kann es  mit ihr aufnehmen. Darum möchte ich einmal in ihre Rolle schlüpfen und mich als Königin fühlen. Meine Kosmetikerin wird mich stylen  und das Kleid werde ich selber nähen. Ich habe mir Vorlagen ausgedruckt und den Seidenchiffon schon besorgt. Du wirst sehen, ich werde majestätisch wirken.“
Rodig ärgerte sich, wieder einmal Nancys feinsinnigem Charme erlegen zu sein. Was werden meine Polizeikollegen denken? Ich, der allseits respektierte Kriminalhauptkommissar, als Lakai der ägyptischen Königin. Ein ungutes Gefühl machte sich breit.
Ralf Rodig hatte im Umgang mit Frauen so seine Probleme. Seine  Ehe war gescheitert. Er hatte sich zu wenig Zeit für seine junge   Frau genommen und seinen beruflichen Verpflichtungen stets Vorrang gegeben. Auch als ihr Sohn Reinhard auf die Welt kam, änderte er seine Gewohnheiten nicht. Immer häufiger fuhr seine  Frau mit Reinhard in die Heimat, wo sie für mehrere Tage bei ihren Eltern blieben. Sie entfremdeten sich immer mehr. Das Ergebnis war eine einvernehmliche Scheidung.
Ralf Rodig, ein ansehnlicher Mann Anfang fünfzig, achtete auf ein gepflegtes Aussehen und dezente Kleidung. Nur mit Unbehagen hatte er sich in den ausgeliehenen Smoking gezwängt. Unter den Armen war er zu eng, der Stoff glänzte an Ellbogen und Knie.   Damit er nicht für einen Kellner gehalten werde, hatte Nancy ihm  eine bunte Papiergirlande um den Hals geschlungen und eine Kapitänsmütze aufgesetzt.
Rodig war erstaunt, mit wie viel Einfallsreichtum und kreativem Geschick sich die Damen und Herren für diesen Abend  herausgeputzt hatten. Die Stifterfiguren vom Dom begegneten ihm wiederholt. Mehrere Ekkehards stolzierten in würdevoller Haltung über das Parkett. Utas gab es in Groß und Klein, schlank und auch mit üppiger Fülle.
Mächtig stolz war er auf Nancy, die wie eine wahrhaftige ägyptische Königin aussah und allseitig bewundert wurde.
Die ausgelassene Stimmung im bunt dekorierten Rathaussaal und Nancys gute Laune sorgten dafür, dass sich Ralf Rodig allmählich  von der Woge der Leichtigkeit und Fröhlichkeit mitreißen ließ. Vergnügt tanzten und amüsierten sie sich. Nur schwach vernahm er die Vibration seines Handys.
Sein Freund, Polizeimeister Fritz Andersen, meldete sich: „Es tut mir leid, euch an diesem Abend zu stören“, sagte er, „aber die Pflicht ruft. Edgar wird dich gleich abholen.“
Nancy machte ein enttäuschtes Gesicht, sie hasste diese Anrufe,   die nie Gutes bedeuteten. Er entschuldigte sich und verabschiedete sich von ihr mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.
Er holte seinen Mantel aus der Garderobe und schenkte die Papiergirlande der Garderobenfrau. „Müssen Sie schon gehen –    Herr Kommissar?“, krächzte die kleine Frau mit heiserer Stimme mitfühlend. „Sie verpassen das Beste vom Abend, die Prämierung  der ‚Schönsten’. Frau Kaminsky sieht als ägyptische Königin wunderschön aus. Ich und meine Kollegen haben für sie gestimmt.“
„Auch ich habe sie gewählt“, verriet er ihr, während er den Mantel anzog.
Edgar Baumann wartete in seinem Einsatzwagen auf dem Markt direkt vor dem Rathaus.
„Was ist passiert?“, fragte Rodig beim Einsteigen.
„Im Dom gibt es einen Toten …“
Rodig ließ ihn nicht aussprechen: „… nein – nicht schon wieder im Dom“, stöhnte er. „Wir haben doch noch nicht einmal den alten Fall aufgeklärt …“
„Ja – das hat mein Chef auch gesagt“, bemerkte der junge Mann. „Es ist aber so.“
„Und – was hat er noch gesagt?“
„Er sagte nur, dass der Tote ein Domwächter sei und ich Sie holen soll.“
„Haben Sie den Toten gesehen?“
„Nein. Ich habe überhaupt noch keinen Toten gesehen.“
Rodig dachte in diesem Moment an den IT-Experten aus Berlin, der erst vor wenigen Monaten bei wissenschaftlichen Arbeiten an den Stifterfiguren zu Tode kam. Der Fall hatte großes Aufsehen erregt. Das BKA schaltete sich ein und übernahm die Ermittlungen. Eine französische Journalistin geriet in Verdacht, doch man konnte ihr nichts nachweisen. Sie hatte ein hieb-und stichfestes Alibi. Die Untersuchungen waren erst vor zwei Wochen offiziell eingestellt   und der Tod als Unfall deklariert worden.
Rodig sah das anders, konnte sich aber gegen seinen Chef und die Berliner Kollegen vom Bundeskriminalamt nicht durchsetzen. Er glaubte an keinen Unfall.
Während sie durch das nächtliche Naumburg fuhren, begann der junge Beamte zu erzählen: „Es war kurz vor 23 Uhr, als ein älterer Mann in unserer Revierwache auftauchte und um Hilfe bat. Er sagte, er heiße Erich Rastmann und sei einer der Domwächter. Er habe das schreckliche Gefühl, seinem Kollegen könnte etwas zugestoßen sein.“
„Und – was noch?“, Rodig wurde ungeduldig. „Machen Sie’s kurz, wir sind gleich beim Dom.“
„Er erzählte, dass sein Kollege Thomas Wallenstein, ein äußerst zuverlässiger Mann, heute Nacht den inneren Kontrollgang übernommen hatte, während er den Kreuzgang, die nördlichen Außentüren und das angrenzende Gelände überprüft habe. Anschließend wollten sie sich, wie immer, vor dem Dombrunnen treffen. Er sei aber nicht erschienen.“
„Warum hat er selbst nicht nachgesehen?“
„Das haben wir ihn auch gefragt. Er hatte nur den Kopf geschüttelt.“
„Und weiter …?“
„Wir fuhren mit ihm zum Dom. Mein Chef ging mit Herrn Rastmann hinein, während ich draußen auf dem Vorplatz wartete. Nach etwa einer viertel Stunde rief mich mein Chef an und sagte, ich solle Sie holen.“
Rodig blickte auf seine Armbanduhr, es war kurz nach ein Uhr. Auf dem Domvorplatz parkte der Wagen der Spurensicherung und das Auto des diensthabenden Gerichtsmediziners Dr. Haverstein. Bevor er ausstieg, wählte er die Handynummer von seinem Mitarbeiter Kommissar Nolde – dessen Mailbox sprang an. „Hier Kommissar Rodig – melden Sie sich umgehend bei mir. Es gibt Arbeit!“
„Die sollten Sie ablegen“, sagte der junge Polizist etwas schüchtern und deutete auf die Papiermütze auf seinem Kopf.
„Danke“, murmelte Rodig und warf die Kopfbedeckung auf die Rückbank des Wagens. Dann stieg er aus.

Leseprobe: Das Kopernikus-Vermächtnis

_wsb_258x370_cover-titelkopernikushp

Das sagt das Kriminetz

Leseprobe:

Teil 1

Auf dem Bismarckturm

Schon seit Stunden wütete über dem Saaletal das Gewitter. Den grellen Blitzen folgten in Sekundenschnelle rollende Donnerschläge. Sie verwandelten die Nacht in ein mächtiges Feuermeer und ließen die Erde erbeben.
Wolfram Gollwitz stand am Fenster der Souterrainwohnung und beobachtete, wie die Niederschläge die Terrasse vor dem Bismarckturm in einen See verwandelten und die ungestümen Windböen die Gartenmöbel und die Blumenkübel durch die Gegend wirbelten. Wo vor wenigen Stunden noch Gäste saßen und das hochsommerliche Wetter und den Ausblick auf die Weinberge genossen, herrschte nächtliche Untergangsstimmung.
Er hatte schon verschiedene Male hier oben gewohnt, doch solch ein Unwetter hatte er in dieser Gegend noch nie erlebt. Ihn faszinierten die ungezügelten Naturgewalten und das Chaos, das sie anrichteten. Verzückt starrte er nach draußen und verfolgte gebannt das nicht enden wollende Aufleuchten der Blitze und das Grollen der Atmosphäre.
Ein Blitz, abgeschossen wie ein Pfeil, traf die mächtige Eiche unweit der Terrasse. Ihm folgte ein ohrenbetäubender Schlag, der die Mauern des Turmes erschüttern ließ. Ächzend fiel ein riesiger abgespaltener Eichenast auf den überschwemmten Boden. Plötzlich herrschte Totenstille – das Gewitter war weitergezogen, der Regen hatte aufgehört.
Gollwitz öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus. Die Luft roch feucht und schweflig. Gierig sog er sie ein. Er wollte gerade das Fenster schließen, als er zwei Gestalten aus dem Turm kommen sah, die hastig zum überfluteten Parkplatz liefen, in ein bereitstehendes Auto stiegen und davonfuhren. Gollwitz schaute ihnen nach, bis die Rücklichter ihres Wagens nicht mehr zu erkennen waren. Dann schloss er das Fenster – unschlüssig ging er im Zimmer auf und ab.

Ein Schrei riss ihn am frühen Morgen aus dem Schlaf. Er sprang auf, öffnete einen Spaltbreit das Fenster und sah nach draußen. Auf der Terrasse stand zwischen den Wasserlachen Ludmilla, die Putzfrau. Sie schrie aus Leibeskräften und gestikulierte wild. In der linken Hand hielt sie ihren Putzeimer, aus dem Wasser schwappte. Der Gärtner ließ seinen Besen fallen, mit dem er versucht hatte, das Wasser von der Terrasse zu fegen, und eilte der schreienden Frau zur Hilfe.
Im gleichen Moment kam die Köchin aus der Küche gestürzt, ihr folgten der Jungkoch und zwei verschreckt wirkende Kellnerinnen.
Die Köchin fasste die schreiende Frau beherzt an den Schultern: „Was ist passiert, Ludmilla, warum schreist du so fürchterlich? – Beruhige dich!“
„Mann im Turmzimmer t-t-tot“, stammelte die Putzfrau mit hochrotem Kopf und zeigte mit dem ausgestreckten Arm zur Turmspitze.
„Tot?“, fragte die Köchin ungläubig.
„Da – da“, schluchzte Ludmilla in gebrochenem Deutsch, „alles voll Blut; Gast ganz tot, voll tot. Seine Augen gestarrt, ganz schrecklich geblickt, alles kaputt, umgekippt, toter Mann auf Boden.“
Ihre Stimme überschlug sich, sie suchte nach Worten. Ihr Mann, der Gärtner, griff nach ihrer Hand und versuchte sie zu beruhigen.
„Ich rufe die Polizei“, sagte die Köchin entschlossen und lief zurück  in die Küche.
Gollwitz verfolgte gespannt das Geschehen auf der Terrasse. Es war ein freundlicher Tag. Die ersten Sonnenstrahlen ließen die dramatische Nacht vergessen. Nur vereinzelt sah man noch Wasserpfützen auf der Terrasse. Der angekohlte Eichenast lag zersplittert quer über dem Sandweg, sein Laub war versengt.
„…im Turmzimmer…“ klang es Gollwitz noch immer im Ohr. Er überlegte: Auch er hatte einige Male dort oben im Turm  übernachtet, wenn das Souterrain-Apartement belegt war. Der Ausblick aus der Höhe auf das Saaletal und die gegenüberliegenden Weinberge hatten ihm gefallen, dennoch bevorzugte er das Doppelzimmer im Erdgeschoss.
Sie waren die einzigen Bewohner in dem burgähnlichen Gebäude – er und der Andere, der jetzt tot war. Die übrigen Gäste wohnten  in den angrenzenden Ferienhäusern.
Gollwitz stand noch immer am Fenster, als Herr Seibold, der  Inhaber des Bismarckturms, mit seinem Transporter auf den Hof fuhr.
„Gut, dass du kommst!“, rief ihm die Köchin entgegen. „Ludmilla sagt, der Gast im Turmzimmer ist tot. Ich habe bereits die Polizei verständigt.“
„Stimmt das?“, fragte Seibold die Putzfrau und machte ein ungläubiges Gesicht.
Sie nickte immerzu. „Ja – Mann ist tot“, wiederholte sie. „Ich denkte, Gast schon abgereist. Ich oben ankam, war Tür offen. Ich ins Zimmer guckte, da lag er, er mich anstarrte. Alles voller Blut; ich nach unten gerannt und bin gerufen.“
„Habe gerufen“, korrigierte ihr Mann, der neben ihr saß und ihre Hand streichelte. Er war einige Jahre älter als seine Frau und im Unterschied zu ihr ausgesprochen hager.
Gollwitz hatte gelegentlich mit dem Mann aus der Ukraine gesprochen, der sich sehr liebevoll um die Gartenanlage und den Berghang kümmerte.
„Sie haben alles richtig gemacht“, beruhigte Herr Seibold die Putzfrau. Er zog sein kariertes Taschentuch aus der Hosentasche und tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. „Ich werde nach oben gehen und mir das Zimmer ansehen“, sagte er, „bleiben Sie  hier sitzen.“ Und zur Jungkellnerin sagte er: „Bringen Sie Frau Schaljapin einen Kräutertee.“ Dann ging er zur Turmtür und öffnete sie zögernd. Er schien seinen ganzen Mut zusammenzunehmen.

Gollwitz schätzte Bernd Seibold wegen seiner unkomplizierten Art und seiner freundlichen Ausstrahlung. Er war ein mittelgroßer Mann Ende Fünfzig und stets voller Elan. Er verstand es,  erfrischend und ungezwungen mit seinen Gästen zu plaudern. Zusammen mit seiner Frau, der Köchin, bewirtschaftete er schon seit Jahren den Bismarckturm samt Restaurant und die angrenzenden Gästehäuser. Gollwitz hielt ihn für einen tüchtigen und erfolgreichen Geschäftsmann.
Er schloss das Fenster. Heute wollte er ausnahmsweise im Restaurant frühstücken. Bald wird die Polizei eintreffen, dachte er, während er die Zimmertür verschloss und über die Terrasse ins Restaurant ging.
Herr Seibold kam in diesem Moment die Turmtreppe herunter. Er war blass. „Nicht zu fassen“, murmelte er, „der Gast ist tot. Gut, dass du die Polizei verständigt hast“, sagte er, zu seiner Frau gewandt. „Geht an eure Arbeit“, befahl er den anderen, „ich werde auf die Polizei warten.“
Gollwitz war der einzige Gast im Frühstücksraum. Er hatte sich an einen der Fenstertische gesetzt, von dem aus er die Terrasse beobachten konnte.
Yvonne, die Jungkellnerin, war überrascht, als er im Restaurant erschien. Meist verzichtete er auf das Frühstück und ließ sich nur eine Kanne Kaffe bringen, die sie auf dem Sims vor seinem Apartment abstellen musste.
Sie begrüßte ihn kurz und stellte die Kanne Kaffee auf den Tisch. Ihr Gesicht war kreidebleich; sie schien Angst zu haben. „Kannten Sie ihn …?“, fragte er. Sie nickte.

Im Visier der Mächte

_wsb_148x205_ivdmsmall
Frank Lindenbach, ein junger Journalist in Hamburg, lernt die Tochter des sowjetischen Botschafters kennen und gerät ins Interessenfeld der östlichen Geheimdienste. Er wird gedrängt, den Verlag und seinen Verleger auszuspionieren.

Der Roman schildert das Leben in der Bundesrepublik und in den Staaten des Ostblocks in den Jahren des Kalten Krieges und  den verzweifelten Kampf zweier junger Menschen um ihre Zukunft.

Eine Geschichte voller Spannung und Leidenschaft, mit dramatischen Schilderungen und stimmungsvollen Beschreibungen.

Der Roman ist im November 2010 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH  Halle unter der ISBN 978-3-86237-248-5 erschienen, umfasst 267 Seiten und kostet im Paperback-Format 14,90 €.

„Im Visier der Mächte“ ist insofern Band 1 der Frank/Tonja – Geschichte. Leser, die „Das Geheimnis der kyrillischen Buchstaben“  kennen, erfahren jetzt alles über die beiden jungen Menschen, die in Zeiten des Kalten Krieges ihr Glück suchten.

Das Geheimnis der kyrillischen Buchstaben

_wsb_139x196_dasgeheimnis

Im Buchhandel kaufen

Jahre später:

Frank Lindenbach hat sein aktives Journalistenleben abgeschlossen und darf zu seiner großen Verwunderung an einer Flusskreuzfahrt von Moskau nach Sankt Petersburg teilnehmen, die –  was er erst unterwegs feststellt – vom russischen Geheimdienst inszeniert ist.

Die Dolmetscherin Aksinja ähnelt täuschend seiner einstigen Jugendliebe. Gemeinsam überstehen sie unerwartete Gefahren.  Auf einer geheimnisvollen Klosterinsel im Ladogasee sieht er Tonja wieder.

Eine Geschichte voller Spannung und Leidenschaft, mit reizvollen Landschaftsschilderungen und spektakulären Szenen.

Auch diesen Roman hat der Projekte-Verlag Cornelius GmbH (Telefon 0345 6865665) unter der ISBN 978-3-86634-622-2 verlegt.

Er hat einen Umfang von 320 Seiten und kostet als Paperback 19,80 €.

Kreuzgang-Geschichten

_wsb_140x201_kreuzganggeschichte2bxs

In den Kreuzgang-Geschichten habe ich mehrere Erzählungen zusammengefasst, die ich in den letzten Jahren geschrieben habe und die verschiedene Epochen der Kloster- und Schulgeschichte betreffen. Sie haben häufig reale Hintergründe. Zahlreiche Fotos aus Schulpforte und der Umgebung ergänzen  die Texte.

Der Band ist in meinem Eigenverlag erschienen und kann bei mir direkt bestellt werden. Er umfasst ca. 100 Seiten, hat das Format DINA 4 und kostet 10 €.

Über meine Lesung der Abschlussgeschichte berichtete das Naumburger Tageblatt am 20. November 2009 unter der Überschrift: „Eine tragische Liebe in den 1950er Jahren.“